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Energie in Bürgerhand

Die britische Arbeiterpartei, derzeit in Opposition, hat gestern verkündet, sie wolle nach der Wahl 2015, so sie gewählt würde, die Energiepreise für 20 Monate deckeln (2015 bis 2017), d.h. keine Erhöhungen erlauben. Die Energiegroßkonzerne haben dieses Versprechen natürlich sofort scharf kritisiert. Mehrere Nuklearreaktoren kommen im Land zum Ende ihrer technischen Lebensdauer, es sollen neue gebaut werden aber das dauert.

Leben mit der Energiewende

Die Alternative zum nächsten Kinobesuch oder DVD-Abend: nach zwei stilistisch fragwürdigen Eingangsminuten folgt ein fesselndes Energiegewitter von derartigem Realitätsbezug und allgemeiner Relevanz, wie sie Holly-, Bollywood oder Babelsberg selten erreichen. Vom Ausgangspunkt der politischen Untergrabung des EEG schwingt sich die Dokumentation auf zur Darstellung einer Zukunft, in der mit Demokratisierung der Stromproduktion und Bürger-Energiewende das EEG schon nicht mehr nötig ist, und der Verbraucher sich seine Energie selbstständig beschafft, unabhängig von preistreiberischen Oligopolen.

Erneuerbares Methan (Power to Gas)

Funktionstüchtige Windkraftwerke stehen still in Norddeutschland, weil das Netz den Strom (angeblich) nicht aufnehmen kann. Mit weit weniger Stromaustauschkapazität zum Festland als Kontinentaleuropa, wird in Großbritannien, meinem derzeitigen Aufenthalt, in der fortwährenden Diskussion der Energieindustrie die Windenergie aufgrund der "Intermittency", also der wechselhaften Erträge geschmälert bis zur Marginalisierung.

Regionalisierung - gewußt wie

Es klingt ein bißchen wie zurück zum Kommunismus. Ich habe den real existierenden, vorsichhinsiechenden Sozialismus noch in der DDR erlebt, und wie er kurz vor dem Kollaps vom großen, modernen, väterlichen Bruder Kapitalismus willig und billig aufgekauft wurde. Die jetzigen Antiglobalisierungsbewegungen und Rekommunalisierung haben jedoch einen eindeutigen Unterschied gegenüber dem zentralen Komittee das plant und verordnet: sie werden von den Bürgern, von "unten" initiiert. Hier ist Initiative gefragt, Beteiligung aller Betroffenen von der ersten Stunde an, so wie es in Siggelkow gerade praktiziert wird, und Innovation. Die Genossenschaft mit ihrer Basisdemokratie und Vernetzung kann hier eine entscheidende Rolle spielen.

Neue Griechische Tragödie

Zinseszins ist ein unnatürliches, widersinniges und nicht nachhaltiges Konzept. Ein reales Unternehmen im Aufbau kann möglicherweise eine Zeit lang mithalten mit exponentiellem Wertzuwachs und seine Kredite bedienen, aber dauerhaft geht das nicht. Es ist ein Konstrukt, eine von Gier getriebene Entscheidung, gelagertes und geliehenes Geld exponentiell anwachsen zu lassen. Nur Inflation kann dieser Entwicklung entgegenstehen, schleichende, rasante, und am Ende galoppierende.
Griechenland ist einer Währungsunion beigetreten, die eine selbstgeregelte Inflation unterbindet. Inflation betrügt die Bürger, jeder hofft, durch den Zinseszins auf mühsam Erspartes ein paar Euros zu verdienen, doch gleichzeitig geht durch Inflation ein Großteil wieder verloren.
Margrit Kennedy beleuchtet dies in ihrem neuen Buch Occupy Money (Leseprobe: weltinnenraum.de/out/media/material/kamphausen/leseproben/9783899015959_lepro.pdf), und noch ausführlicher im schon Klassiker "Geld ohne Zinsen und Inflation", welches sie kostenlos als pdf-Download zur Verfügung stellt: kennedy-bibliothek.info/data/bibo/media/GeldbuchDeutsch2006.pdf (33.6MB, der Download kann je nach Geschwindigkeit etwas dauern).

Terra Preta 2

Alarmierend – unsere Böden gehen den Bach hinunter, ziemlich buchstäblich. Die konventionelle Landwirtschaft düngt Mineralien, aber "das Leben" – der Humus, wird nicht regeneriert. Der Oberboden wird mit schwerem Gerät befahren und dann mit dem Pflug wieder aufgerissen. Immer mehr Nutzungsdruck und Ertragsmaximierung lasten auf dem Boden – nachwachsende Rohstoffe, Nahrungsmittel, Siedlungsfläche. Doch es geht auch anders. Wie schon zuvor berichtet, kann Terra Preta erstaunliche Erträge liefern, unter Erhalt sogar Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und -gesundheit.

Überkomplexität

Komplexität ist wunderbar. Die biochemischen und ökosystemaren Regulationsprozesse sind mannigfaltig verschachtelt und ausgeklügelt (wenn man daran glaubt), oder evolutiv hochgradig optimiert und verfeinert.

Wissenschaft vereinfacht Strukturen, um sie begreiflich zu machen und mit handhabbarem Denkaufwand logische Schlüsse ziehen zu können. An ein komplexes System wird "herangezoomt" bis nur noch ein scheinbar einfacher Teilvorgang und dessen unmittelbare Umgebung betrachtet wird. Solange der Kontext im Blickfeld bleibt, ist dagegen nichts einzuwenden. Wenn man die Naturprozesse funktional betrachtet, stellen sich in aller Vielfalt und Komplexität einige einfache Kernprinzipien heraus, z.B.:

  • Vegetation und der lebendige Boden speichern Wasser und die darin gelösten Nährstoffe, bauen sie in Zellen ein und führen sie in kleinen Kreisläufen. Die Natur hat eine scheinbare "Absicht" Kreisläufe zu schließen und Verluste zu minimieren. Hinter der Absicht verbirgt sich freilich das evolutive Prinzip Optimierung und Stabilisierung oder Degenerierung und Untergang.
  • eingestrahlte Sonnenergie wird hauptsächlich durch Erwärmung von Wasser und Phasenwechsel (Verdunstung und Kondensation) absorbiert und zeitversetzt gedämpft wieder abgegeben.

Diese Prinzipien sind übergeordnet, ihre Umsetzung in der Landschaft ist mannigfaltig und komplex.

Landarbeit

Nach der Industrialisierung mit ihrer Rationalisierung, Maschinisierung und Entmenschlichung setzt auf dem Lande eine Paradigmenwechsel ein: Regionalisierung, nachhaltige Bewirtschaftungsformen und eine primäre Wirtschaft die wieder primär wird.

Wie sich die menschliche Arbeit auf dem Land wiederfindet und wieder mit Sinn füllen kann, die Lust am Gestalten und Herstellen wieder aufkommt, die europäische "Krisenstaaten" wie Griechenland und Spanien die Rückbesinnung aufs Land schon mal vorleben, wie neue soziale Zusammenhänge entstehen, und wie sich diese Entwicklungen fördern lassen beschreiben Christine Ax und Fritz Walter in ihrem vielschichtigen und Mut machenden Artikel "Arbeit an der Zukunft: die Ländlichen Räume werden gewinnen".

Das Wasser reguliert das Klima

Wasser reguliert das Klima, zu einem solchen Grad daß das CO2 damit verglichen zur Nebensächlichkeit wird. Nur Wasser tritt in allen drei Aggregatzuständen auf. Kondensation und Verdunstung sind die wichtigsten Prozesse in der Natur, zur energetischen Stabilisierung des lokalen Klimas. CO2 hingegen gibt's in der Landschaft nur als Gas, langweilig, inert und ungiftig. Ja nicht einmal giftig ist CO2 auch wenn uns das ja inzwischen schon von manchen populistischen Stellen eingeredet wird.

Aber in weltweite, zentralistische Emissionshandelsmechanismen läßt es sich einbinden, das CO2, an denen wieder recht gut verdient werden kann. Angst läßt sich damit machen, daß mit der Riesenatmosphäre da oben zu ein paar Bruchteilen in der Normalverteilung etwas nicht in Ordnung ist. Über Reduktionsziele debattieren kann man damit. Und das hat dazu geführt, daß das CO2 nun schon nahezu als Allgemeinkriterium für alle Natur- und Umweltschutzbemühungen gehandelt wird, und seine Reduktion als das Endziel gilt.

Durch Flußbegradigung und Drainagen in der Landwirtschaft wird Wasser, unser fantastisches Kühlmittel, möglichst schnell aus der Landschaft geschleust, und dann kommt es zu Humusabbau und Erosion und damit Reduktion der Bodenfruchtbarkeit – und zu Überhitzung. Ganz lokal. Die Natur zeigt uns: das Klima ist dezentral, Kreisläufe schließen sich kleinräumig am besten.

Das neue RLeG Blog

Bisher haben wir im Vorstand die Seite www.rleg.de genutzt, um unsere Mitglieder einigermaßen regelmäßig über die Entwicklungen innerhalb der Genossenschaft auf dem Laufenden zu halten, und verschiedene Konzepte und Materialien vorzustellen. Die URL www.rleg.de leitet nun nur noch zu dieser Seite weiter. Die neue Internetpräsenz der Genossenschaft, auf der Sie sich jetzt befinden, ist besser strukturiert: Näheres zu unseren Projekten, zu unserem Wissenschaftsverständnis und der praktischen Forschung bei der wir ansetzen, sowie unseren Arbeitsbereichen (Modulen) finden sie in den jeweilien Sektionen. Aktuelle Veranstaltungen der Genossenschaft und oder innerhalb unseres Netzwerkes finden Sie unter Aktuelles.

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